Werden die Werkverträge nun endlich abgeschafft?
Wegen des Skandals in den Fleischzerlege-Großbetrieben wird jetzt tatsächlich erwogen, zumindest in diesem Bereich Werkverträge zu verbieten. Endlich! Ich habe das schon ewig gefordert. Aber die betroffenen Unternehmen waren und sind mit einem solchen Verbot ganz und gar nicht einverstanden. Sie argumentieren (und das sogar folgerichtig), dass dann auch dieser Geschäftszweig ins europäische Billiglohnland abwandert.
Die richtige
Schlussfolgerung müsste nun sein:
1. Generell werden Werkverträge verboten (man braucht sie
nur, um das inländische Tarifgefüge zu unterwandern und
Erwerbstätige auszubeuten).
2. Man errichtet auch innerhalb der EU wieder Zollgrenzen.
Oder aber, noch besser, Deutschland nimmt die Briten zum Vorbild und
schert aus der unseligen Transferunion aus.
Beide Schritte
gehören unmittelbar zusammen. Nur die Werkverträge zu
verbieten, bei offenen Zollgrenzen und völlig unterschiedlichen
Lohn- und Kostenniveaus, das geht einfach nicht! Es sei denn, der
weitere Niedergang Deutschlands würde achselzuckend
akzeptiert.
Ich darf bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass vom Januar 1980
bis Dezember 2019 die realen Nettolöhne und Renten in
Deutschland eh schon um ca. 15 Prozent gesunken sind. Kann, soll,
darf das ewig so weitergehen? Wird man sich damit wie gehabt
abfinden und die Bevölkerung weiterhin mit Fake News verdummen
(indem man ihr mit Unterstützung der Ehrlichmedien und des
Staatsfernsehens einen ewig steigenden Wohlstand vorgaukelt ("Noch
nie ging es uns so gut wie heute")?
Wir werden es
sehen. Vermutlich wird man Werkverträge verbieten und dabei das
Aussterben einer weiteren Branche in Kauf nehmen. Denn die
Schließung der Betriebe geschieht ja nicht abrupt, sondern
zieht sich über viele Jahre hin. Und wird somit von der
großen Mehrheit der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Vor
allem nicht, wenn das steigende Heer von Erwerbslosen durch eine
geschickte Bilanzkosmetik vertuscht werden kann (zum Beispiel durch
Ausweitung der ABM-Maßnahmen, Umschulungen, 1-Euro-Jobs
usw.).
Keiner
kann sagen, er habe es nicht gewusst!
Politik
& Medien brauchen nun wirklich nicht so tun, als hätten sie
von all dem nichts gewusst. Corona hat die Missstände nicht
aufgedeckt, Corona hat die skandalösen Machenschaften lediglich
ins Rampenlicht gezerrt. Und nun wird bestimmt wieder versucht, zu
tricksen und zu täuschen. Indem man zum Beispiel fordert, auch
das Importfleisch müsse deutschen Tierschutz-, Hygiene- und
Lohnstandards entsprechen oder die EU müsse
allgemeingültige strenge Regeln auferlegen.
Ich halte diesen wohlfeilen Aktionismus für reine
Augenwischerei! Denn wer will die Einhaltung der Bestimmungen im
Ausland kontrollieren? Es wird großherzige Versprechungen geben
und dann geschummelt werden bis zum Gehtnichtmehr. Und die deutsche
Fleischindustrie, in der penibel die Einhaltung aller Vorschriften
kontrolliert wird, wird allmählich aussterben. Dieses Prozedere
kennen wir bereits aus vielen anderen Branchen. Sowohl die
Europäische "Union" als auch die Globalisierung verursachen nun
einmal einen Wettbewerb nach unten. Schuld daran sind die
unglaublichen Unterschiede bei den Lebens- und
Arbeitsverhältnissen. Aber EU und Globalisierung gelten bei uns
aufgrund populistisch verdummender Dauerpropaganda und
einschüchternder Verschwörungstheorien immer noch als
heilig und unantastbar. Man nimmt lieber den steten Niedergang oder
gar den wirtschaftlichen Zusammenbruch in Kauf, als von der
fanatischen Anbetung der Freihandelsdoktrin abzurücken.
Wenn Deutschland tatsächlich etwas erreichen will (mehr
Tierwohl, mehr Nachhaltigkeit, mehr Umweltschutz, faire Preise auch
für regionale mittelständische Tierzüchter usw.),
dann muss sich unser Staat über Zölle freimachen von der
ausländischen Dumpingkonkurrenz. Und nochmals:
Werkverträge gehören generell abgeschafft, sie vertragen
sich nicht mit den Prinzipien der Humanität und einer sozialen
Marktwirtschaft. Das Argument, ein Verbot von Werkverträgen sei
"verfassungsrechtlich bedenklich", zieht nicht. Wozu gibt es denn
schließlich einen Bundestag? Dessen Aufgabe ist es, Gesetze der
heutigen Zeit anzupassen. Und wenn in diesem Zusammenhang auch einmal
die Verfassung etwas novelliert werden muss, dürfte dies doch
keine unlösbare Aufgabe sein. Deutschland ist schließlich
keine Bananenrepublik.
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Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
Juni 2020
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
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