Was
muss ich beim Kauf eines gebrauchten
Vergrößerungsgerätes beachten?
Welche
grundsätzlichen Unterschiede gibt es bei
Vergrößerungsgeräten?
Das
Herzstück jeder Dunkelkammer bildet das
Vergrößerungsgerät.
Man unterscheidet dabei grundsätzlich zwischen drei
Typen:
a)
Schwarzweiß-Geräte mit Opallampen
Am
meisten verbreitet sind die normalen Schwarzweißgeräte mit
Opallampen. Ihre Lichtkonstruktion sorgt für einen hohen
Kontrast, allerdings wird auch jedes Staubkorn auf dem Negativ
deutlich abgebildet.
Die Kontraststeuerung vom Gradationswandelpapier kann nur genutzt
werden, wenn das Gerät über eine Filerschublade
verfügt (Multigradefilter sind als Zubehör noch heute
erhältlich). Ohne Filter ergibt sich eine Gradation von ca. 2,5.
Gradationswandelpapier kann also durchaus verwendet werden.
b)
Schwarzweiß-Geräte mit Multigrade-Kopf
Leider
recht selten sind die Schwarzweißgeräte mit
Multigrade-Kopf. Dieses aufwendige Beleuchtungssystem mit
Halogen-Kaltlichtspiegellampen sorgt für ein weicheres Licht,
wodurch Negativkratzer und Fusseln nicht so unbarmherzig
wiedergegeben werden.
Als Ausgleich sollte das Gradationswandelpapier auf eine etwas
härtere Gradation einstellen (etwa Gradation 3).
Gradationswandelpapier lässt sich mit diesen Geräten
besonders gut steuern, aber es lässt sich natürlich auch
festgraduiertes Papier verwenden.
c)
Farb-Vergrößerungsgeräte
Weit
verbreitet waren einst die Color-Vergrößerungsgeräte,
die im Prinzip wie die Geräte mit Multigrade-Kopf konstruiert
sind, wo aber anstelle der Multigrade-Filter Farbfilter eingestellt
werden.
Mit
diesen Geräten lassen sich von Farbnegativen und Colordias
Farbabzüge herstellen. Dies ist aber mittlerweile völlig
aus der Mode gekommen, weil der Aufwand gegenüber dem
Schwarzweißbild beträchtlich höher liegt und auch
noch zusätzliche Messgeräte erforderlich sind (und weil die
maschinellen Abzüge der Großlabore mit der Zeit immer
besser wurden).
Aber die Colorvergrößerer lassen sich auch bestens
für die Verarbeitung von Schwarzweiß-Negativen einsetzen,
sie leisten dann in etwa das Gleiche wie ein
Schwarzweißgerät mit Multigrade-Kopf (die
Filtereinstellung ist aber etwas komplizierter).
Unterschiedliche
Formate und Ausstattungen
Die oben aufgeführten drei Gerätetypen gibt es nun in
unterschiedlicher Qualität und vor allem in unterschiedlichen
Formaten. Auf dem Gebrauchtmarkt findet man am häufigsten
Kleinbildgeräte für Negative 24x36 mm, es gibt aber auch
ausreichend Geräte für das Mittelformat 6x6, selten sind
Geräte für 6x7 und 6x9 cm.
Im
Prinzip lassen sich die größeren Geräte auch für
die kleineren Formate verwenden (also ein 6x6-Vergrößerer
verarbeitet auch Kleinbild). Voraussetzung dafür ist aber eine
verschiebbare Glasbildbühne oder das Vorhandensein von
wechselbaren Masken.
Auch wären für kleinere Formate eine andere
Objektivbrennweite anzuraten (für KB wäre ca. 50 mm am
besten, für 6x6 cm dagegen 75-80 mm). Aber man kann KB-Negative
natürlich auch mit einem 80-mm-Objektiv
vergrößern.
Das Prinzip des Vergrößerungsgerätes ist ganz einfach: Durch drehen an der Gerätesäule wird der Projektionskopf höher oder tiefer gestellt und damit der Vergrößerungsfaktor verändert. Je dichter der Kopf an die Grundplatte rückt, desto geringer die Vergrößerung (und desto heller natürlich auch das Licht = kürzere Belichtungszeit).
Woran
erkenne ich eine gutes Gebrauchtgerät?
Als
Laie ist es leider etwas schwierig, die Qualität eines
Vergrößerers einzuschätzen.
Im Prinzip sind Vergrößerer kaum kaputtzukriegen und
halten durchaus 100 Jahre.
Das Problem ist aber, dass es für manche uralten Geräte
keine Lampen mehr gibt. Deshalb im Zweifelsfalle lieber neuere
Geräte anschaffen (die also "nur" 10 bis 20 Jahre alt sind).
Erhältlich sind noch Opallampen mit 75 und 150 Watt mit
E27-Anschluss, die wie herkömmliche Glühbirnen aussehen. Im
Unterschied zur einfachen Haushaltsglühbirne haben die
Opallampen eine bessere Mattbeschichtung und sind auf dem Glas nicht
mit Herstellerangaben bedruckt (weil das die Abbildung
beeinträchtigen würde).
Die Multigrade- und Color-Vergrößerer haben anstelle der
Opallampen Kaltlichtspiegellampen (meistens 12 V/100
Watt).
Ausschlaggebend
für den Preis des Gebrauchtgerätes ist die Güte des
Objektivs. Neu kosten diese Objektive heute immer noch zwischen 50
und 700 Euro. Übrigens haben Farbgeräte eigentlich
grundsätzlich keine Billigobjektive (weil die für
Farbvergrößerungen untauglich sind). Damit Sie eine
Preisvorstellung bekommen: Für 6x6 werden u.a. im Versand- bzw.
Fachhandel zurzeit folgende Vergrößerungsobjektive
angeboten: BIG-Lens 3,5/75 für 45 Euro, Rodenstock Rogonar S
4,5/75 für 235 Euro, Rodenstock Rodagon 4,0/80 für 295,-
Euro, Apo-Rodagon N 4,0/80 für 698,- Euro (alles Neupreise).
Achten Sie darauf, ob das angebotene Gerät überhaupt noch
über ein Objektiv verfügt. Gerade die besseren Objektive
wurden häufig separat verscherbelt (weil es das Einzige war, was
noch Geld brachte). Als Faustregel gilt: der normale Amateur hat
für sein einfaches
Schwarzweiß-Vergrößerungsgerät auch nur ein
einfaches Objektiv gekauft (war in der Regel als Set dabei). Diese
einfachen Objektive sind für kleinere Vergrößerungen
durchaus brauchbar, beim Großformat (ab 24x30 cm) zeigen sich
dann aber deren Grenzen (feine Linien werden dann nicht mehr scharf
abgebildet).
Am
besten nehmen Sie sich für den Kauf einen eigenen
Negativstreifen (kann auch Farbnegativ sein) mit und lassen sich die
Projektion vor Ort vorführen.
Schwachstellen bei einigen Billig-Vergrößerern war die
mangelhafte Stabilität (konnte bei großen
Vergrößerungen zu Unschärfen führen) und eine
schlechte schwergängige oder rutschige
Höhenverstellung.
Sehr vorteilhaft wäre es, wenn ihnen ein alter Hase beim Einkauf
helfen könnte (falls Sie Mitglied eines Fotoclubs sind, sollte
dies kein Problem darstellen).
Übrigens: Von 1920 bis in die 1950er Jahre hinein gab es kaum Vergrößerungsgräte, weil sich der Normalverdiener die nicht leisten konnte. Man behalf sich deshalb mit kleinen Kopierkästen, mit denen die Negative 1:1 per Kontaktkopie belichtet wurden. Das Foto war also nicht größer als das Negativ (4,5x6, 6x6 oder 6x9 cm).
Die
Herstellung von eigenen Schwarzweißfotos war fast ein
ganzes Jahrhundert ein beliebtes Hobby. Der Siegeszug der
Digitalfotografie hat vielen Fotofans diesen besonderen
Spaß verdorben, denn von Chipkarten lassen sich in der
Dunkelkammer nun einmal keine Vergrößerungen
zaubern.
Nachdem nun fast alle Analog-Lichtbildner zur
Digitalfotografie übergelaufen sind, sehnt sich so
mancher nach den guten alten Verfahren zurück. Deshalb
ist eine Renaissance der Dunkelkammer-Technologie durchaus
wahrscheinlich.
Text: Manfred Julius Müller, April 2009
(alle Angaben ohne Gewähr)
Das
Versandhaus Foto-Müller in Flensburg existierte von 1969 bis
2021.
PS:
Manfred Julius Müller war über 50 Jahre Inhaber eines
Versandhauses für Fotobedarf und Fotozubehör. Einige
Artikel über die analoge Fotografie kann man immer noch
nachlesen (wegen des
anhaltend großen Interesses wurden sie noch nicht
gelöscht).
Abhandlungen
über die analoge Fotografie
Analog
oder digital?
Hat im digitalen Zeitalter die analoge Fotografie noch eine
Existenzberechtigung?
Mittelformat-Fotografie
Warum sollte man heute noch analog fotografieren?
Welche
gebrauchte analoge Mittelformatkamera würden Sie
empfehlen?
Die
Kowa Six und die Kowa Super 66
Die
zweiäugigen Rolleiflex und
Rolleicord
Was
ich beim Gebrauchtkauf einer Zenza Bronica ETRSi beachten
sollte!
Luxus
pur im Mittelformat: Von der Rolleiflex SLX bis zur Rolleiflex
6008
Wie
entwickle ich meinen ersten
Schwarzweißfilm?
Selbst
vergrößern - der Traum von der eigenen
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Was
muss ich beim Kauf eines gebrauchten Vergrößerers
beachten?